Im Dezember ächzt alle Welt unter den Laste(r)n der Vorweihnachtszeit. So viel Anstrengendes gilt es zu erledigen: Glühweintrinken, Weihnachtsfeiern im Kreise der lieben Kollegen, die Wohnung mit Tannenzweigen verunstalten ...
Da fragt man sich schon mal, wie breche ich da aus? Wie entkomme ich dem Hamsterrad aus gebrannten Mandeln und pausbäckigen Rauschegoldengeln?
Und dann das. Ganz unaufgeregt kommt eine echte Alternative daher. Vielleicht nur als eine kleine Notiz auf Ihrem Kalenderblatt. Na gut, es muss schon ein Kalender aus dem Dritte-Welt-Laden sein oder wenigstens einer von der UNO.
Dem Hamsterrad entkommen
Dieses Ereignis verhält sich zur Vorweihnachtszeit wie der handgearbeitete Butterkeks zur maschinell gefertigten Nougatpraline: der "Weltbodentag". Ja, es gibt ihn, und zwar seit dem 5. Dezember 2002. Höchste Zeit, dass dieser Tag die Vorweihnachtszeit mal wieder auf den Boden der Tatsachen zurückholt. Mit etwas, das unserer Sehnsucht für Ursprünglichkeit, Sinn und Authentizität, das wir in der glitzernden Weihnachtszeit so schmerzlich vermissen, auf die Sprünge hilft.
Der Boden - unser nächster Lebensraum. Was könnte man an so einem Tag nicht alles machen, um des Bodens zu gedenken, ja, ihm zu danken. Da muss man gar kein Guerilla-Gärtner sein, der jeden noch so schäbigen Hinterhof in eine grüne Lunge aus Lavendel und Hanf verwandelt. Es reicht doch, sich einfach mal runter vom Bürostuhl zu bequemen und barfuß auf das ungereinigte Bürolaminat zu stellen. Die Seele des Bodens unter den Fußsohlen zu spüren, die da irgendwo unter meterdickem Staub verborgen sein muss.
Oder ein paar Tage später. Am 11. Dezember. Da wartet sogar die erhabene Form des Bodens darauf, dass wir ihrer gedenken: der "Welttag der Berge". Auch eine tolle Gelegenheit, um zu sich zu kommen. Statt vor Bergen von Pfeffernüssen zu verzweifeln, mal raus in die Natur. Selbst das platteste Land bietet irgendeinen Hügel, den wir erklimmen und auf dem wir dem Trubel entrinnen können. Bevor uns Jingle-Bells-Klänge und Bratwurst-Düfte komplett die Sinne vernebeln, sollten wir uns nicht scheuen, einmal auf das Verborgene, das Hintergründige zu achten.
Liebe Vorweihnachtsrevolutionäre
Ehe wir unachtsam das Adventskalendertürchen aufreißen, ist es manchmal besser zu schauen, was sonst noch so los ist. Boden, Berge, Esperanto - Sie glauben gar nicht, wer außer dem Nikolaus noch berücksichtigt sein möchte. Welch nahezu unentdeckte Alternativen tun sich da auf, liebe Vorweihnachtszeit-Revolutionäre.
Constanze Broelemann