Freiwillig

Ehrenamt in der Kirche
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"Ehrenamt, freiwilliges Engagement, bürgerschaftliches Engagement" - allein die Begrifflichkeit für das, was früher Ehrenamt genannt wurde, zeigt den gesellschaftlichen Wandel; die Wortwahl ist schon Teil der neuen Ehrenamtsdiskussion.

Das Europäische Jahr der Freiwilligendienste ist eröffnet; mit ihrer Kampagne will die EU die Zahl der Freiwilligen, die derzeit Bedürftigen helfen, europaweit von 100 auf 200 Millionen verdoppeln. Ein hehres Ziel, doch wenn die Kampagne es schafft, das Engagement der Helferinnen und Helfer zu fördern und ihnen mehr Anerkennung zuteil werden zu lassen, wäre das ein großer Erfolg. Denn wie unverzichtbar ehrenamtliches Engagement auch in Zukunft für die evangelische Kirche und ihrer Diakonie sein wird, davon berichten die Autorinnen und Autoren des Bandes Engagiert in der Kirche, der in Zusammenarbeit mit der Evangelischen Hochschule Ludwigsburg entstanden ist.

Zunächst legen die ausgewiesenen Fachleute eine Bestandsaufnahme vor: "Ehrenamt, freiwilliges Engagement, bürgerschaftliches Engagement" - allein die Begrifflichkeit für das, was früher Ehrenamt genannt wurde, zeigt den gesellschaftlichen Wandel; die Wortwahl ist schon Teil der neuen Ehrenamtsdiskussion. Mit Blick auf die aktuellen Freiwilligensurveys klären die Autorinnen und Autoren, wie viele Menschen sich in welchen Bereichen und warum engagieren. Dabei tritt Erstaunliches zutage: "Für einen Rückgang des Ehrenamts in den vergangenen zehn Jahren findet sich kein Anhaltspunkt." Und eben weil die gesellschaftliche Bedeutung der freiwilligen Arbeit immens gestiegen ist, ist es umso wichtiger, "ei­ne planmäßige, systematische Gewinnung und Begleitung Freiwilliger zu verstärken". Doch wie lässt sich diese für Kirchengemeinden umsetzen? Wie gestaltet sich das Verhältnis von Haupt- und Ehrenamtlichen? Und wie lässt sich heute ehrenamtliches Engagement als Ausdruck des Priestertums aller Getauften darstellen?

Perspektivenwechsel hilft

Diese Fragen gehen die Autoren fun­diert an: "Freiwilligenmanagement" heißt das Zauberwort, das bei manchem Leser schon eine Abwehrreaktion hervorrufen wird. Doch die ist überdenkenswert, geht es in erster Linie um eine systematischere Gewinnung von Ehrenamtlichen. Und wie dringend nötig da­für neue Konzepte sind, zeigen die Autorinnen und Autoren in ihren sehr lesenswerten und engagierten Texten: "Menschen entfernen sich von der Idee des Engagements als einsamen Samariterdienst und suchen stattdessen nach sozialen Erlebnissen."

In dem Praxisteil des Buches zeigt sich schnell, wie sehr Kirchengemeinden profitieren können, sei es allein durch die Übernahme einzelner Elemente oder auch bestimmter Fragestellungen. Denn manchmal hilft schon ein Perspektivwechsel: "Gabenorientiertes Arbeiten muss also heißen, die Potenziale der Menschen rücken in den Vordergrund, nicht die zu besetzenden Stellen." Darüber hinaus gibt der Band wertvolle Hinweise, wie man Freiwillige begleitet und sie fortbildet oder Formen der Anerkennung findet. Angehängte kleine Fragebögen für potenzielle Freiwillige sowie ein Anmeldeformular mit einem "Gabenkatalog" erleichtern ganz praktisch die Arbeit.

Das Band richtet sich an Pfarrerinnen und Pfarrer, Kirchengemeinderäte ebenso wie an Diakone oder Ehrenamtsverantwortliche auf allen Ebenen. Sie werden auch von den Erfahrungen aus der württembergischen und hannoverschen Landeskirche profitieren sowie vom Praxisteil des Bandes, der Erfahrungen mit Jugendlichen und Senioren oder denen an einer Citykirche thematisiert.

Einziger Nachteil: Der kleine schmucklose Band lässt sich zum Zeitpunkt des Redaktionsschlusses zwar in jeder Buchhandlung bestellen, doch diese muss das Buch direkt beim Verlag bestellen - was einige Tage Wartezeit mit sich bringen kann.

Barbara Hanusa u.a. (Hg.): Engagiert in der Kirche. Verlag Evangelische Gesellschaft, Stuttgart 2010, 211 Seiten, Euro 19,90.

Kathrin Jütte

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Kathrin Jütte

Kathrin Jütte ist Redakteurin der "zeitzeichen". Ihr besonderes Augenmerk gilt den sozial-diakonischen Themen und der Literatur.


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