Mut der Schwachen

Frankreich im 18. Jahrhundert
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Woher nimmt eine vermeintlich schwache Novizin die Kraft für den tapferen Gang auf das Schafott? Dieser Frage geht Le Fort in ihrer 1931 erschienenen Novelle nach.

Das Hörbuch setzt im Revolutionsoktober 1794 ein, die Karmeliterinnen von Compiègne besteigen das Schafott. Gertrud von Le Fort, die Autorin dieser Novelle, stellt den historischen Frauen die Romanfigur Blanche de la Force zur Seite, eine Novizin, die zuerst voller Todesangst aus dem Kloster geflohen war und nun freiwillig ihren singenden Schwestern zur Guillotine folgt.

Während sich die anderen von Anfang an ihrer Novizenmeisterin aus dem Hochadel angeschlossen hatten, um gemeinsam ein Zeichen für die katholische Kirche zu setzen und als Märtyerinnen zu sterben, hielt sich Blanche bei den Marktweibern von Paris versteckt. Im letzten Moment bleibt der Anführerin, der adligen Marie de l'Incarnation, das Martyrium versagt, während Blanche als letzte das Schafott besteigt. Woher nimmt die vermeintlich schwache Frau so viel Kraft? Dieser Frage geht Le Fort in ihrer 1931 erschienenen Novelle nach und lässt die Nonnen symbolisch für die Todesangst einer zu Ende gehenden Epoche auftreten. Das geschieht in Form einer Briefnovelle, in der ein Adliger seiner Freundin die Ereignisse in Frankreich schildert. Die Autorin konvertierte im Alter von fünfzig Jahren zum Katholizismus und ihre Werke sind stark von der Auseinandersetzung mit Glaubensfragen geprägt. Natürlich ist dieses Hörbuch keine leichte Kost, weshalb es sich empfiehlt, vor dem Hören das beigefügte zwanzigseitige Booklet zu lesen, in dem neben einer hilfreichen Zeittafel auch Begriffserklärungen und historische Hintergründe zu finden sind. Mit seiner sonoren Stimme trägt der Schauspieler Bernt Hahn allein das textgetreue Hörbuch von 180 Minuten, welches ohne Hörspielelemente auskommt.

Gertrud von Le Fort: Die Letzte am Schafott. Verlag Petra Kehl, Künzell 2015, 3 CDs. Euro 19,90.

Angelika Hornig

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