Erschütternd

Folterkammern der DDR
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Susanne Schädlich dokumentiert zwei authentische Schicksale und schreibt doch einen Roman.

Sie verbrachten viele Jahre ihres Lebens hinter Gittern, sie im sibirischen Gulag, er in der DDR. Was sie dort erlebten, welchen Schikanen und welchem Terror sie ausgesetzt waren, erzählt die Berliner Schriftstellerin Susanne Schädlich in ihrem neuen Roman "Herr Hübner und die sibirische Nachtigall". Es ist die wahre Geschichte von Dietrich Hübner, der nach dem Krieg in Dresden Mitglied der Liberaldemokratischen Partei Deutschlands wird und 1948 im Alter von 21 Jahren ins Gefängnis der sowjetischen Militärverwaltung kommt. Das Urteil: 25 Jahre Haft wegen Spionage. 16 Jahre davon sitzt er in Brandenburg-Görden. Anders Mara Jakisch. Der gefeierten Sängerin wird die Pendelei zwischen den alliierten Sektoren zum Verhängnis. Unter dem Vorwurf der Spionage geht es von Dresden über das sowjetische Speziallager Sachsenhausen, in die Gefangenschaft nach Sibirien.

Susanne Schädlich schildert diese düsteren Jahre, die menschenunwürdigen Haftbedingungen, allen schutzlos ausgeliefert. Mit permanenter Überwachung und Isolation versuchen die Uniformierten Geständnisse zu erpressen. Schädlich dokumentiert zwei authentische Schicksale und schreibt doch einen Roman. Das erlaubt ihr, eine eigene Sprache zu entwickeln, die lakonisch und verdichtet berichtet: "Er dachte, Ich lebe auf einem anderen Stern. Er dachte, Ich darf nicht verrückt werden. Er suchte nach Versen in seinem Kopf." Zwei ergreifende Schicksale von vielen, denen Unrecht geschehen ist, und die es wert sind, an sie zu erinnern.

Susanne Schädlich: Herr Hübner und die sibirische Nachtigall. Droemer Verlag, München 2014, 246 Seiten, Euro 19,99.

Kathrin Jütte

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Kathrin Jütte

Kathrin Jütte ist Redakteurin der "zeitzeichen". Ihr besonderes Augenmerk gilt den sozial-diakonischen Themen und der Literatur.


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