„Passt schon“ statt Amen

Punktum
Der ungebremste Zustrom raum- und kulturfremder Menschen macht der AFD und ihren Anhängern Angst. Denn was das anrichtet, zeigt ein Blick in die Geschichte...

In dem berüchtigten Gespräch mit der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung ging es, wie sich AfD-Vize Alexander Gauland erinnert, nicht um den Fußballer Jérôme Boateng, sondern um den „ungebremsten Zustrom raum- und kulturfremder Menschen“. Und der ist ja auch der Kern von Deutschlands Problemen:

Da tauchen plötzlich Gestalten in langen schwarzen Mänteln auf, verkündigen eine „raum- und kulturfremde“ Religion und einen Gott, der einen Absolutheitsanspruch erhebt. Und ihr ungebremster Zustrom ist möglich, weil die Grenze zwischen Deutschland und Frankreich offen ist. Anpassen wollen sich die Einwanderer nicht. Würden sie wenigstens Namen wie Dieter oder Karl-Heinz annehmen. Stattdessen heißen sie Gallus und Pirmin. Als Pirmin die Insel Reichenau betritt, nehmen die Schlangen Reißaus. Sie spüren eben die leichtesten Schwingungen und so auch das Nahen „raum- und kulturfremder Menschen“.

Ein gewisser Bonifatius, alias Winfried, reist von Friesland nach Rom (nicht mit dem Taxi, Herr de Maizière!), predigt in Thüringen (aufgepasst Herr Höcke!) und in Hessen. Dort zerstört der Ausländer ein für die Identität der Einheimischen wichtiges Heiligtum, um mit den Trümmern die Kultstätte eines „raum- und kulturfremden“ Gottes zu zimmern.

Und das in der Nähe von Alexander Gaulands langjährigem Arbeitsplatz. Daher weiß der, was „raum- und kulturfremde Menschen“ anrichten.

Nachdem sich die orientalische Religion im Abendland erst einmal festgesetzt hat, setzt sich die Überfremdung natürlich fort. Der Kurfürst von Brandenburg, da kommt Angela Merkel her, lässt Angehörige einer „raumfremden“ Konfession ins Land. Und die passen nicht einmal ihre Namen an. De Maizière! Warum nicht Maier? In Frankreich gäbe es jedenfalls keinen Innenminister Krause. Österle würde auch weniger „raum- und kulturfremd“ klingen als Özdemir. Und Udo Di Fabio könnte sich wenigstens Faber nennen. Ist zwar auch nicht richtig Deutsch, erinnert aber an Bleistifte Made in Germany, Entschuldigung, „In Deutschland hergestellt“.

Für die AfD speist sich die „deutsche Leitkultur im Wesentlichen“ aus dem Christentum, „der wissenschaftlich-humanistischen Tradition, deren antike Wurzeln in Renaissance und Aufklärung erneuert wurden“ und dem „römischen Recht“. Nun denkt man bei Christentum eher an Bethlehem als an Berlin, bei Antike an Griechenland statt an Germanien. Und dann auch noch römisches (!) Recht. Das ist ja Multi-Kulti! Immerhin fordert die AfD „einen Aktionsplan, um die deutsche Sprache zu stärken und zu erhalten“. Bei den Juristen rennt sie ja offene Türen ein. Die brauchen kein Großes Latinum mehr. Also wird niemand mehr nulla poena sine lege fordern. Aber die Kirchen haben Nachholbedarf: Wie wäre es mit „passt schon“ statt Amen und „alles gut“ statt Halleluja?

Jürgen Wandel

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