Edel und lecker

Das „WO“ als Clubfassung
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Diese CD lohnt sich - nicht nur wegen des trefflichen Coverbildes, sondern weil sie von der ersten bis zur letzten Minute unendlich viel Freude macht!

Bachs Weihnachtsoratorium ist ein Goldesel. Nicht nur für Kantoreien und Konzertveranstalter, die mit ziemlicher Sicherheit davon ausgehen können, dass ein Konzert mit dem „WO“ ausverkauft ist, sondern auch für das menschliche Herz und Gemüt, denn es beschenkt als nimmer versiegender Quell dieselben immer wieder aufs Wunderbarste. Vor genau zwei Jahren präsentierten wir in zeitzeichen einen Schwerpunkt zu diesem Werk (zz 12/2015). Schon damals war die Rede von unkonventionellen Aufführungen. Unter anderem berichteten wir von einer sogenannten „Clubaufführung“ des Ensemble Resonanz’, jenes Hamburger Weltklasse-Kammerorchesters, das seit neustem auch „Ensemble in Residence“ in der Elbphilharmonie ist. Nun ist dieses „WO“ als CD erschienen, und auf dem Cover prangt ein goldener Esel.

Aber die CD lohnt sich längst nicht nur wegen des trefflichen Coverbildes, sondern weil sie von der ersten bis zur letzten Minute unendlich viel Freude macht! Natürlich kennt man das Weihnachtsoratorium, aber gerade deswegen freut man sich an dieser Version, die die erste Kantate des Werkes in Gänze und aus den weiteren fünf eine geschmackvolle Auswahl darbietet. Das Ensemble Resonanz, ein Kammerorchester aus Streichern, hat sich das Werk bestmöglichst zurechtgelegt: Bloß eine Trompete wirkt mit, aber auf Glanz und subtile Klangwunder braucht niemand zu verzichten, da ist der geniale Michael Petermann an verschiedenen Synthesizern (darunter historischen Instrumenten aus den Dreißiger- und Sechzigerjahren!) vor. Er sorgt zusammen mit seinem Continuo-Kollegen Johannes Öllinger (E-Gitarren) für herrliche Special Effects, die die hinreißende Aufführung des Vokalquartetts, des famosen Trompeters Markus Schwind und der Streicher-Crew um Juditha Haeberlin und Barbara Bultmann vergolden. Diese Effekte – zum Beispiel die cool geschleiften Blue Notes in der Hirtensinfonie sowie diverse Explosiönchen (besonders im letzten Rezitativ „Was will der Hölle Schrecken nun…“) – kommen in der CD-Fassung besonders gut zur Geltung.

Ach, man könnte seitenweise über diese unendlich gut und geschmackvoll geratene Bearbeitung jauchzen und frohlocken, doch am allerschönsten ist es natürlich, wenn man eines „WO“-Konzerts im Resonanzraum des Hamburger Ensembles im Bunker in der Feldstraße auf St. Pauli live teilhaftig wird. Gelegenheit dazu besteht wieder am 19./20. und 22. Dezember jeweils um 21 Uhr. Ein Must have, und wir bringen den Hinweis extra schon in dieser Ausgabe, denn wenn Sie jetzt schnell sind, kriegen Sie vielleicht noch Karten … good luck.

zu Ensemble Resonanz

Reinhard Mawick

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