Resilienz

Kraft in Veränderungsprozessen
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Krisen scheinen sich gegenwärtig zu überschlagen. Ständiger Wandel und unübersichtliche Herausforderungen sind damit verbunden. Wie können Menschen dem gewachsen sein? Hier kommt häufig der Begriff „Resilienz“ ins Spiel. Er ist abgeleitet aus dem lateinischen Wort für „wieder zurückspringen“ und benennt Resilienz als seelische Widerstandskraft im Rahmen von Veränderungsprozessen. Sie hilft, Ressourcen zu aktivieren, damit Menschen wieder ins Gleichgewicht zurückfinden. Gewöhnlich geht es um Resilienzkräfte von Einzelpersonen.

Das Buch Resilienz in Unternehmen öffnet nun den Blick für Resilienzmöglichkeiten von Gruppen und Unternehmen. Sie wahrzunehmen und zu stärken bietet nicht nur individuelle, sondern auch kollektive Chancen. Ein situatives Change-Management kann zu einem kontinuierlichen Resilienz-Management reifen. Dafür ist eine dialogische Haltung zentral. Drei philosophische Ansätze dazu skizziert Friederike Höher in ihrem Buch als Quellen des Dialogs, darunter das „dialogische Prinzip“ des Religionsphilosophen Martin Buber. So stehen die anschließenden Entfaltungen auf solidem Grund, der gleichzeitig variabel ist: Auch andere philosphisch-theologische Wurzeln können zur Haltung des Dialogs führen. Dabei stehen sofort Schätze der christlichen Tradition vor Augen. Was macht Menschen resilient? Was hilft ihnen, sich dem dauerhaften Wandel nicht entgegenzustellen, sondern das Beste daraus zu machen? Persönliche Ressourcen wie Gesundheit und Spiritualität können helfen, aber auch die Familie oder eine intakte Natur. Was verhilft demgegenüber nun Unternehmen zur Resilienz?

Im Hauptteil ihres Buches zeigt Höher Wege auf, wie Organisationen eine dialogische Kultur lernen können. Dabei geht es nicht um Rezepte, sondern um eine dauerhaft tragende Haltung. Das Bild des Kreises durchzieht die entfalteten Themen wie Leitung oder Coaching. Methodisch sinnvoll angeleitete Kommunikation in Kreisen lässt sie zu flexiblen Orten demokratischer Kraft in Unternehmen werden - im Zusammenspiel mit den bestehenden Hierarchien. Denn die sind nicht außer Kraft gesetzt, doch ergänzt durch die Fähigkeiten und Einblicke von anderen. So sitzen im Rahmen von „schöpferischen Besprechungen“ Managerinnen neben Lageristen im Kreis, Direktoren neben den Reinigungskräften. Wie das praktisch aussehen kann, stellt die Autorin eindrucksvoll am Beispiel eines mittelständischen Aluminiumunternehmens dar.

Der Band changiert gekonnt zwischen Theorie und Praxis. Äußerst kenntnisreich und stets gut verständlich führt die Autorin in Begrifflichkeiten und Prozesse aktueller Organisationsentwicklung ein. Dabei kann sie auf Beispiele aus ihrer eigenen umfangreichen Praxis als Coach zurückgreifen. Gleichzeitig stellt sie den Chancen von Methoden und Sichtweisen immer auch deren Grenzen und Klippen gegenüber. So finden sich in dem Band weder wissenschaftliches Fachchinesisch, noch idealisierte Patentlösungen. Er ist übersichtlich gegliedert, wiederkehrende Piktogramme verweisen auf Beispiele, Zusammenfassungen oder konkrete Umsetzungsempfehlungen. Jedes Kapitel hat einen so eigenständigen Schwerpunkt, dass es „für sich“ gelesen werden kann. Konkrete Übungen für Einzelne und Gruppen zum Bewusstmachen und Aktivieren von Ressourcen stehen als hundert Seiten „Achtergewicht“ am Ende des Buches.

Theologisch anregend ist die von Höher propagierte Haltung der „Holokratie“: Hier geht es darum, dass Unternehmen in ihrem eigenen Interesse im Einklang mit einem gesellschaftsdienlichen höheren Zweck agieren. Allen, die kirchliche Veränderungsprozesse mitzugestalten haben, sei dieses Buch empfohlen

Gudrun Mawick

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