"Alles gut!"

Bob Dylans Originale
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Dylans Songs wurden für viele einer Generation zur eigenen Stimme. Weil sie das Potenzial bis heute haben, sind sie zu Recht "klassisch" zu nennen, der Tradition, Weitergabe wert, in Dylans markantem Originalvortrag erst recht.

Sind der Autor und sein Leben zum Verständnis eines Werkes wichtig? Darüber streiten Germanisten gern. Wir halten uns da fern und mutmaßlich an den Autor, der Neil Young anvertraut haben soll, er wisse ja auch nicht recht, wer der Typ gewesen sei, der all die Dylan-Songs geschrieben habe. Uns reicht vollauf, dass sie da sind und der Mutmaßliche, am 24. Mai 1941 als Robert Zimmermann in Minnesota geborene, nun mit seinem 70. Geburtstag Anlass bietet, uns quasi amtlich darüber zu freuen.

Der junge Zimmermann traf vor fünfzig Jahren in New York ein. Zwischen Fifth Avenue und Broadway ließen da Musikverleger am Fließband Komponisten und Texter Liedmaterial schreiben, das sie an Sänger verkauften. Dylan war einer, der selbst was zu erzählen hatte, es konnte und tat. Der Singer/Songwriter war geboren; seine Songs wurden für viele einer Generation zur eigenen Stimme. Soweit die Geschichte. Weil die Songs das Potenzial bis heute haben, sind sie zu Recht "klassisch" zu nennen, der Tradition, Weitergabe wert, in Dylans markantem Originalvortrag erst recht.

Aussteuer mit Sinn

Es ist darum keine Geldschneiderei, dass seine ersten acht Alben jetzt in Urgestalt, nämlich mono - noch nicht durch Splitten von Gesang und Musik auf linken und rechten Kanal auf spätere Stereonorm geplustert - wieder hörbar sind, gepackt in eine feine Box mit reichlich bebildertem Booklet samt Text von Greil Marcus, einem subtilen Kenner. Das Ganze umgerechnet zum soliden Nice Price - da sollte sich bedienen, wer die Bestände noch nicht auf CD oder daheim junge Leute hat, die demnächst ausziehen.

Aussteuer mal mit Sinn: vom rauen Erstling "Bob Dylan" über die (verkürzt gesagt) Protestsong-Phase und das große, poetisch funkelnde Trivium "Bringing It All Back Home/Highway 61 Revisited/Blonde On Blonde" bis zu den Countryfolk-Balladen auf "John Wesley Harding".

Gesetztere Hörer mag die Wiederbegegnung mit den ersten Alben überraschen (souverän ist bereits "The Freewheelin' Bob Dylan" mit "Masters of War", "Don't Think Twice", "A Hard Rain's Gonna Fall" und "Blowing In The Wind").

Junge Leute finden sich vielleicht am besten mit dem Trivium über dessen poetische Wucht hinein. Anspieltipp: "It's Alright Ma, I'm Only Bleeding" auf "Bringing It All Back Home" (1965). Da macht das Mehr-Generationen-Haus richtig Spaß.

Bob Dylan - The Original Mono Recordings. Sieben einfache und eine Doppel-CD. Columbia/Sony Records 2010.

Udo Feist

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