Neue Töne

Lutherischer Bischof kritisiert Kölner Kardinal
Bischof Karl-Hinrich Manzke beim  Catholica-Bericht. Foto: epd/ Norbert Neetz
Bischof Karl-Hinrich Manzke beim Catholica-Bericht. Foto: epd/ Norbert Neetz
Die Impulse des Reformationsjubiläums für die Ökumene haben die Synode der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD) und die Vollkonferenz der Union Evangelischer Kirchen (UEK) beschäftigt, die am 9. November die EKD-Synode in Bonn einleiteten.

Meistens ist erwartbar, was der „Catholica-Beauftragte“ der VELKD deren Synode berichtet. In der Regel hebt er hervor, wie gut sich die Beziehungen zur römisch-katholischen Kirche im vergangenen Jahr entwickelt haben. Aber dieses Mal klang es etwas anders:

Der schaumburg-lippische Landesbischof Karl-Hinrich Manzke, der seit drei Jahren Catholica-Beauftragter der VELKD ist, wies darauf hin, dass das Reformationsjubiläum die Ökumene selbst in einem Land wie Italien befördert hat, dessen Bewohner christlich meist mit katholisch gleichsetzen und die die geistlichen Erben des Martino Lutero für Angehörige einer Sekte halten. Die römisch-katholischen Bischöfe Italiens luden am 6. Oktober die wenigen und kleinen lutherischen Gemeinden zwischen Meran und Catania zu einem Versöhnungsgottesdienst nach Trient ein. Dort hatte im 16. Jahrhundert ein Konzil die letzte Gelegenheit verstreichen lassen, sich mit den Lutheranern zu einigen.

Als „Resümee“ des Reformationsjubiläums würdigte Bischof Manzke, dass Protestanten und Katholiken „sich nähergekommen“ seien. Aber er kritisierte den Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki, der in der Oktoberausgabe der Herder-Korrespondenz „Positionen der evangelischen Theologie und Kirche auf eine Art und Weise“ dargestellt habe, „die in das Zeitalter konfessioneller Verzeichnungen gehören“.

Wie es der Zufall wollte, sprach Woelki zwei Tage später, bei der Eröffnung der EKD-Synode, ein Grußwort. Schließlich gehört Bonn, dessen Bewohner zu 36 Prozent römisch-katholisch und zu 20 Prozent evangelisch sind, zur Erzdiözese Köln. Das Grußwort des Kardinals fiel weniger kritisch aus, als sein Artikel. Er lobte die EKD, dass sie beim „Reformationsgedenken“ nicht „Spaltung und Zwietracht“ zelebriert habe. Woelkis Kritik ließ sich dafür zwischen den Zeilen erkennen. So fragte er, ob Martin Luther „die Kirche der Reformation noch wiedererkennen“ würde. Und die unausgesprochene Antwort, ein „Nein“, liegt auf der Hand. In der Herder-Korres-pondenz hatte der Kardinal eine „zunehmende Distanz“ der beiden Konfessionen „in moral- und sozialethischen Fragen“ beklagt. Luther hätte natürlich die kirchliche Trauung Homosexueller abgelehnt und die Todesstrafe für sie gefordert. Und eine Kirche, in der Gemeindepfarrerinnen und Bischöfinnen amtieren, würde er genauso wenig „wiedererkennen“.

Böse Welt

Woelkis Ökumene richtet sich offensichtlich gegen die böse Welt, sprich: die säkulare Gesellschaft. So meinte er in Bonn: „Es ist eine ungeliebte ökumenische Gemeinsamkeit, dass Gottes Wort in unserer Zeit augenscheinlich seltener Frucht bringt und häufiger weggenommen wird, zugrunde geht und erstickt.“

Der Kardinal ließ offen, wer Gottes Wort „weggenommen“ hat und inwiefern die von ihm beklagte Entkirchlichung durch die Art und Weise befördert wurde, mit der seine Amtsbrüder in den vergangene Jahren bestimmte Probleme ignoriert haben. Vor Beginn der

-Synode und parallel zur Generalsynode der VELKD, der sieben Mitgliedskirchen der EKD angehören, tagte die Vollkonferenz der UEK, die zwölf Mitgliedskirchen der EKD umfasst. Deren Vorsitzender, der pfälzische Kirchenpräsident Christian Schad, machte sich in seinem Bericht den Vorschlag des Präsidenten des Päpstlichen Einheitsrates Kurt Koch zu eigen, analog zur „Gemeinsamen Erklärung zur Rechtfertigungslehre“ von 1999 eine solche „zu Kirche, Eucharistie und Amt“ zu erarbeiten.

Schad sagte, er habe im Jahr des Reformationsjubiläums einen „neuen Ton in der Ökumene“ wahrgenommen. Dabei gehe es nicht nur um die Erwartungen an das Gegenüber, sondern die Bereitschaft, sich selber „korrigieren und verändern zu lassen“. So müssten Protestanten klären, wie sie mit Brot und Wein umgehen, die beim Abendmahl übrigbleiben. Außerdem sollten die evangelischen Landeskirchen ihre „unterschiedliche Ordinationspraxis“ bedenken.

Die in Bonn tagenden Synoden haben beschlossen, dass die bisherigen Ämter von VELKD, UEK und EKD im neuen Jahr zu einem gemeinsamen Kirchenamt zusammengelegt werden. Aber ein „Amtsbereich“ soll die Aufgaben wahrnehmen, die für die VELKD zentral sind. Und dazu zählt die Arbeit des Catholica-Beauftragten.

Jürgen Wandel

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