Marsch und Moll

Geschichte zum Hören
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Auf dem Tonteppich von Deutschlandlied, Marschtakt und Streichorchester sollen die Hörer von einer Trophäe des deutschen Erfindungsgeistes zur nächsten schweben.

Geschichte als ein spannendes Phänomen mit Tuchfühlung zum Hier und Jetzt zu vermitteln, ist eine Aufgabe, an der Generationen von Pädagogen gescheitert wären, hätte ein Klassenausflug in ein Museum dem Stoff nicht ab und zu Leben eingehaucht. Ein Kenner der Museumsszene ist es auch, der seinen Marsch durch mehr als zweitausend Jahre deutscher Geschichte an 100 Ausstellungsstücken orientiert. Der Thron Karls des Großen und ein Stuhl Papst Benedikts xvi. laden zum Sitzen ein, das erste Märchenbuch der Brüder Grimm zum Durchblättern, das Maschinengewehr MG 08/15 zum Abfeuern ein: Die Auswahl der Gegenstände wirkt etwas willkürlich, zumal die Kriterien der objektivierten Geschichtsträchtigkeit ungenannt bleiben. Alle Gegenstände haben ihre Zeit überlebt, tragen Zukunft in sich.

Nachdem Hermann Schäfer die deutsche Geschichte auf diese Weise sicht-, les- und greifbar gemacht hatte, stellte sich der Bayerische Rundfunk der Herausforderung, sie nun auch hörbar zu machen. Dazu bedurfte es eines entschlossenen, redaktionellen und dramaturgischen Gestaltungswillens des 1?000seitigen gedruckten Originals. Das Ergebnis sind Hörstücke von jeweils zwölf Minuten Länge. Sie wurden in einen anspielungsreichen, klanglichen Rahmen eingepasst. Auf dem Tonteppich von Deutschlandlied, Marschtakt und Streichorchester sollen die Hörer von einer Trophäe des deutschen Erfindungsgeistes zur nächsten schweben. Wenn es um Krieg und Nationalsozialismus geht, fällt die Leitmelodie ins Moll; als bedürfe es der Klarstellung, dass eine Wanderung durch die deutsche Geschichte nicht mit einem Triumphzug verwechselt werden darf.

Susanne Krahe

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