Durch die Jahre

Neue Hörspielsammlung
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In der Abwechslung zwischen Minimalismus und Dichte entfaltet die Höredition ihren Reiz.

Seine Novellen und Kunstmärchen sind im vergangenen Jahrhundert immer wieder für den Rundfunk arrangiert, seine Gedichte vertont worden. Dass die Hörerin nun anlässlich des 200. Geburtstages von Theodor Storm (1817–1888) fünf Hörfunkadaptionen aus verschiedenen Jahrzehnten, von 1954 bis 1989, lauschen kann, ist ein großer Glücksfall. Und das, obschon die literarischen Texte ganz unterschiedlich inszeniert wurden: Mit einer dichten Klangatmosphäre aus Geräuschen und Musik ist die DDR-Radiofassung des Schimmelreiters aus dem Jahre 1985 ausgestattet, während die Novelle Im Nachbarhaus links, die der SFB 1976 produzierte, ganz anders in Szene gesetzt wurde.

Fast einer Lesung gleich berichtet der Erzähler von den seltsamen Vorkommnissen im Haus nebenan, wo die alte Frau Sievert Jansen wohnt. Lediglich ein Paar Tritte oder ein Pochen gegen die Eingangstür sind zu hören; sie unterbrechen die sonore Stimme des Erzählers. Diese minimalistische Adaption setzt auf den von Theodor Storm geschriebenen Text, der die Bilder aus dem Nachbarhaus im Kopf der Hörerin entstehen lässt. Gerade in dieser Abwechslung zwischen Minimalismus und Dichte entfaltet die Höredition ihren Reiz. Und wie so oft bei dem in Husum geborenen Schriftsteller und Juristen geht es um gescheiterte Lebensentwürfe und gescheiterte Liebe. Und die Hörerin fragt sich nach sechs genussvollen Hörstunden, wie sich wohl eine heutige Adaption der Novellen anhören könnte. In dem geschmackvoll gestalteten Booklet, das den sieben CDs beiliegt, stößt sie auf so klangvolle Hörspielsprecherinnen und -sprecher wie Christine Kaufmann, Wilhelm Borchert, Jutta Wachowiak, Jörg Schüttauf und Dagmar Manzel.

Kathrin Jütte

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Kathrin Jütte

Kathrin Jütte ist Redakteurin der "zeitzeichen". Ihr besonderes Augenmerk gilt den sozial-diakonischen Themen und der Literatur.


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