Nur einen Winter

1918/19: Revolution in München
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Am 8. November 1918 wurde Kurt Eisner zum Ministerpräsidenten der zuvor ausgerufenen bayerischen Republik akklamiert. Doch der Traum währte nur einen Winter lang.

Am 8. November 1918 wurde Kurt Eisner, ein politischer Schriftsteller mit poetischen Ambitionen, prototypischer Intellektueller aus Berlin, seit 1910 Wahlmünchner, geboren 1867 als Sohn eines jüdischen Textilfabrikanten, von den Münchner Arbeiter- und Soldatenräten zum Ministerpräsidenten der zuvor ausgerufenen bayerischen Republik akklamiert.

Der Traum währte nur einen Winter lang. Denn Eisner wollte etwas Neues: eine unblutige Revolution, eine Versöhnung über alle die Barrieren hinweg, die Menschen lustvoll oder leidend errichten, kurzum: ein Träumer. Bei der Landtagswahl im Januar 1919 bekam er ganze 2,53 Prozent. Ein Desaster. Auf dem Weg in den Landtag, seine Rücktrittsrede in der Tasche, wurde er erschossen, von einem jungen verwirrten Mann, einem Grafen Arco, der darunter litt, dass er eine jüdische Mutter hatte – er, der so gern eine Rolle in der völkischen Thule-Gesellschaft gespielt hätte.

Am 7. April wurde die bayerische Räterepublik ausgerufen. Wenige Wochen später wurde sie in Blut erstickt – durch Freikorps, engagiert von der in Bamberg residierenden Konkurrenzregierung, unterstützt von der SPD-Reichsregierung unter Friedrich Ebert. Der junge Dichter Ernst Toller, einer in der Führung des Kartenhauses namens Räterepublik, überlebte nur, weil er sich Monate lang versteckt halten konnte.

Der Schriftsteller und Literaturkritiker Volker Weidermann erzählt das Geschehen mit schwebend-leichter, gleichsam wehmütiger Ironie bis in alle Verästelungen – dokumentarisch genau, doch mit Sympathie für die „Träumer“, die in chaotischer Zeit ihre Utopie ins Werk setzen wollten. Spannende Geschichte.

Helmut Kremers

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