Herausragend

Jugend singt Beethoven

Stell Dir vor, es ist Beethoven-Jubiläum und niemand singt … Beethoven. Schon kürzlich konstatierten wir an dieser Stelle, dass es zumindest für Chor kaum etwas von jenem Klassik-Titan gibt, an dessen 250. Geburtstag im nächsten Jahr weltweit gedacht wird (vergleiche zz 10/2019). Da kommt diese Carus-Veröffentlichung gerade recht: „BEETHOVEN für Chor“ enthält Arrangements von bekannten Werken des Großmeisters, darunter Einrichtungen aus Beethovens Sololiedern, von denen es ja doch einige gibt, aber auch anderer berühmter Werke. Der erste langsame Satz der Mondscheinsonate (Opus 57, Nr. 2 begegnet einem hier in einem „Kyrie“-Satz für Chor und Klavier. Ein bisschen kitschig, aber prinzipiell berückend!

Also, liebe Kirchenmusikerinnen und Kirchenmusiker, wenn Sie das mal in den Gottesdienst einfließen ließen, würde die Gemeinde aufhorchen. Und überhaupt, liebe EKD, wie wäre es denn mit einer musikalisch-inhaltlichen Vorlage für einen Beethoven-Gottesdienst 2020 – wäre der Hit und sicher nicht nur in spacig-elitären Citykirchen! Dieses „Mondschein-Kyrie“ hätte sicherlich einen herausgehobenen Platz darin verdient. Es ist ein Arrangement, das bereits wenige Jahre nach Beethovens Tod entstand, erstellt von Gottlob Benedict Bierey (1772–1840). Schon damals verspürte man den Drang, die unsterbliche Musik Beethovens in verschiedene Formen zu gießen. Auch die Übertragung des Liedes nach Goethes „Nur wer die Sehnsucht kennt“ könnte in einem solchen Gottesdienst seinen Platz finden. Das Arrangement erstellte mit Christoph JK Müller (Jahrgang 1989) der jüngste Arrangeur der Sammlung. Und sub communione käme die „Hymne an die Nacht“ in Frage, angelehnt an Beethovens Appassionata-Klaviersonate. Aber genug davon, natürlich gäben die zahlreichen Arrangements (darunter zwei vom Chorsatz-Altmeister Clytus Gottwald) unter denen das Goethe-Lied „Erlkönig“ des finnischen Komponisten Jaakko Mäntyjärvi hervorsticht, auch einen passablen Konzertabend „Beethovens meets Chor“. Der Fantasie sind hier keine Grenzen gesetzt, und Carus wäre nicht Carus, wenn nicht das Chorbuch zur CD gleich miterschienen wäre.

Nun ist noch kein Wort zur Interpretation gefallen, aber jetzt: Mit dieser CD setzt sich der Deutsche Jugendkammerchor ein wunderbar klingendes Denkmal! Die 28 Sängerinnen und Sänger (Alter: 16 bis 27 Jahre) unter der Leitung von Deutschlands Chordirigenten-Jungstar Tilman Benfer lassen einen speziellen, herrlich-kraftvollen Chorklang erstehen, der nur der Jugend aneignet. Ein Klang, in dem die Klasse der sängerisch Hochbegabten in besonderer Weise das Potential schon mitschwingen lässt, was noch der Vollkommnung harrt. Aber schon das ist herausragend!

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