Ein bisschen präsent

Überraschung! Nun gibt es zumindest eine kleine Bremer „Vor-Ort“-Synode im Digitalen
Plenarsaal im Congress Centrum Bremen
Foto: Reinhard Mawick
Freie Platzwahl im Plenarsaal im Bremer Congress Centrum. Viel voller wird es auf der EKD-Synode 2021 auch nicht werden.

Nun soll die 2. Tagung der 13. EKD-Synode zumindest auf der Bühne des Bremer Congress Centrum doch quasi präsent ablaufen, und ausgewählte Synodale und Medienvertreter dürfen dabei sein. Zurzeit arbeitet die EKD unter Hochdruck, dass ab heute Abend alles klappt – präsent wie digital.

Der Schock der Absage der EKD-Synode als Präsenzveranstaltung erfuhr gestern am späten Abend eine kleine Relativierung: In einem an die akkreditierten Medienvertreter versandten „Pressehinweis für Journalist:innen“ wurde mitgeteilt, dass „eine Teilnahme an der Übertragung der digitalen Tagung im Congress Centrum in Bremen“ für „eine begrenzte Anzahl von Journalistinnen und Journalisten“ möglich sei.

Eine wichtige Neuerung ist, dass für alle Teilnehmenden „vor Ort“ die 2-G-Regelung gelte. Also haben nur Geimpfte und Genesene Zutritt, zudem ist bei der Anreise eine negativer Corona-Test vorzulegen. Außer den Medienvertretern werden EKD-seits neben den Synodenpräsidien auch die „Vortragenden größerer Berichte“ in Bremen in Präsenz reden und nicht, wie bei den vergangenen Synoden per Zoom von zuhause.

Das betrifft besonders den Ratsbericht. Gestern schien lange unklar, ob der Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm weiterhin in Bremen sein könne, da er ja auch Mitglied der Bischofskonferenz der VELKD war, in der es den Corona-Fall gab. Aber Bedford-Strohm kann in Bremen bleiben, weil er an der VELKD-Sitzung nur ultrakurz und an dem gemeinsamen Essen gar nicht teilgenommen hatte. So wird er in diesen Tagen wenigstens im dort vorhandenen kleinen Kreis einen präsenten Abschied feiern können.

Podiumsdiskussion mit Betroffenen nur per Zoom
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Auch wird der von der Öffentlichkeit mit Spannung erwartete Nachmittag am Montag, in dem es um das Thema sexualisierte Gewalt in der evangelischen Kirche gehen soll, stattfinden, wenn auch anders als geplant: Der Vorsitzende des Beauftragtenrates zum Schutz vor sexualisierter Gewalt, Braunschweigs Landesbischof Christoph Meyns, wird seinen Bericht nicht „vor Ort“ halten können, da er an der Bischofskonferenz der VELKD in Gänze teilgenommen hat. Auch die von der NDR-Journalistin und Theologin Anja Würzburg moderierte Podiumsdiskussion mit Betroffenen wird stattfinden, aber nur per Zoom.

Nicht betroffen von der Isolation ist die hamburgische Bischöfin Kirsten Fehrs, eine der Favoritinnen für den Ratsvorsitz. Sie wird sich also am Sonntagabend in Bremen den Mitglieder der Synode und der Kirchenkonferenz, die vor den Zoom-Kacheln sitzen, vorstellen können. Ein weiterer Ratswahlkandidat, der sächsischen Landesbischof Tobias Bilz, wird sich auf eigene Entscheidung hin als einziger der Ratswahlkandidatinnen und -kandidaten per Zoom vorstellen. 

„Schwierige Aufgabe“

Unter  Synodalen und EKD-Vertretern wird die Frage der Vorstellung der Ratskandidatinnen und – kandidaten am Sonntag und ihre Wahl am Dienstag kontrovers diskutiert. Weniger, wer nun Vorsitz erringt (zu diesem Thema hat Philipp Greifenstein in der Eule alles wesentliche niedergelegt); auch juristisch ist wohl alles in trockenen Tüchern, aber „gefühlt“ scheint doch einiges im Argen zu liegen. Der Synodale Arnd Henze brachte das Dilemma auf Facebook so auf den Punkt: „Vor uns liegt nun die schwierige Aufgabe, für die Wahl mit ihren vermutlich vielen Wahlgängen eine doppelte Chancengleichheit zu sichern: Chancengleichheit für die kandidierenden, die zum Teil schon lange dabei sind, zum Teil aber auch weithin unbekannt sind. Und Chancengleichheit unter den Synodalen, von denen rund ein Drittel neu dabei ist und die vielen informellen Abläufe und Dynamiken vor der heimischen Kachel kaum verstehen kann. Eine fünfminütige digitale Vorstellungsrede bei 22 Kandierenden wird das alleine nicht leisten können.“

Henze  hofft, dass „kreative Lösungen“ gefunden wären. Und er stellt die Frage: „Wäre es klüger und fairer, die Wahl auszukoppeln und auf eine Sondersynode im kommenden Jahr zu verschieben?“ Kaum zu glauben, dass die EKD-Verantwortlichen die Sache mit der Wahl aufschieben, denn abgesehen von Aufwand und Kosten stellt sich ja auch die Frage, wann denn mit Sicherheit eine Synodaltagung wieder durchgängig im Präsenzmodus stattfinden könne.

PS: In Gesprächen im Hotel gaben einige Synodale zu bedenken, ob man, da es ja so aussähe, dass Corona ja so schnell nicht weichen werde, künftig die Synoden lieber im Sommerhalbjahr abhalten solle. Fragen über Fragen, vieles scheint im Fluss ...

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