Unsere 13 Baustellen (I)

Warum sich die evangelische Theologie ehrlich machen sollte
Baustellenschild vor der Loschwitzer Elbbrücke in Dresden, auch Blaues Wunder genannt.
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Baustellenschild vor der Loschwitzer Elbbrücke in Dresden, auch Blaues Wunder genannt.

Stimmen die Grundparameter des Denkens in der heutigen Theologie noch? Der Bochumer Systematische Theologe Günter Thomas meint, dass sich der christliche Gottesbegriff vielerorts in eine diffuse Natur- und Ökoromantik von zweifelhafter Substanz aufzulösen droht. Er markiert im Folgenden 13 Baustellen evangelischer Schöpfungstheologie der Gegenwart. Zunächst die ersten vier …weiter geht es übermorgen.

Die Krisen häufen sich. Erst Corona, dann der Überfall der Ukraine durch Russland und jetzt auch noch die Energiekrise im kommenden Winter. Und mit all dem eng verknüpft ist die ökologische Dauerkrise. Nicht wenige Institutionen unserer Gesellschaft sind im krisenbedingten unfreiwilligen Stresstest. Schon die Corona-Pandemie bot einen Anlass, auf die Schöpfungstheologien des deutschen Protestantismus der zurückliegenden Jahrzehnte einen kritisch-prüfenden Blick zu werfen. Während der vergangenen Jahre gab es im Kern keine kontroverse Debatte über ihre Grundannahmen, ihre Methoden und ihre Ziele. Sie wurde von den einen mehr oder weniger als alternativlos vorgestellt, entwickelt und institutionell mit Umweltbeauftragten gesichert. Von den anderen wurde sie toleriert oder als eine der vielen Spezialtheologien am Rande des kirchlichen Lebens erachtet. In der Zwischenzeit geben sich die Kirchen speziell in Fragen des Klimawandels als moralische Agentur, die die Forderungen in Politik und Zivilgesellschaft zu verstärken sucht.

Die große Diskrepanz zwischen der Prominenz der Klimathematik innerhalb und außerhalb der Kirchen einerseits und dem beredten schöpfungstheologischen Schweigen in der Pandemie andererseits hat auf meiner Seite einen intensiveren Blick auf die schöpfungstheologischen ‚Baustellen‘ provoziert. Die Intervention „Jenseits von Eden und Blühwiesenromantik“ im letzten Dezember hat erfreulicherweise eine rege Debatte angestoßen. Daran anschließend, möchte ich als thematische Strukturierung der Debatte 13 offene Baustellen einer ökologischen Schöpfungstheologie umreißen.

Warum „Baustellen“? Mit der Metapher der Baustelle soll betont werden, dass es bei diesen Punkten einen Entwicklungsbedarf und zugleich einen Klärungsbedarf gibt. Es handelt sich nicht einfach um Themen für ein Theologengezänk, das von der berühmten Wut der Theologen befeuert wird. Wer so denkt, begreift die Lage nicht. Darum dürfen die strittigen Punkte um eines vermeintlichen Friedens willen nicht intellektuell, rhetorisch oder gar moralisch verkleistert werden.

Alle Baustellen erfordern folgenreiche Grundentscheidungen. Gestritten werden muss über Baupläne für die Zukunft des Protestantismus, den Glauben und die Gestalt der Kirche. Gestritten werden muss um eine intellektuelle Aufrichtigkeit und einen Realismus, der dieser Erde treu bleibt und nicht in die Imagination idealer Welten entflieht. Es geht zentral um die Frage, wie die Kirche sowohl sensibel in ihrer, zu ihrer und aus ihrer Zeit sprechen kann und doch zugleich nicht nur Trendverstärker und Echoraum gesellschaftlicher Themenkonjunkturen ist. Was kann die Kirche und was können die Christen mit Charme und Chuzpe an Unterscheidungen und originären Beiträgen zur Arbeit am Klimawandel beitragen?

Es ist höchste Zeit zu streiten. Die Position eines Schiedsrichters oder Moderators einnehmen zu wollen, wäre anmaßend. Die Beschreibung der Baustellen erfolgt nicht von einem vermeintlich neutralen Standpunkt aus. Sie ist pointiert positionell. In diesen Dingen gibt es nur engagierte Diskutanten, nur Spieler, keine Linienrichter.

1. Baustelle: Schöpfungstheologie. Wozu das Ganze?

Es gab Zeiten, da wurde die Kontextualität aller Theologie als Problem empfunden und eine selbstkritische Nachdenklichkeit bezüglich des eigenen Erfahrungskontextes gefordert. Das Ziel war, die eigene Kontextgebundenheit zu überschreiten. Doch die Zeiten haben sich gewandelt. Kontextuell Theologie zu treiben heißt nun, aus dem eigenen Erfahrungskontext heraus für diesen Kontext theologisch zu denken und zu sprechen. Theologie wird so funktional auf den Kontext bezogen.

Das Problemfeld des abzuwendenden Klimawandels ließ in den vergangenen Jahren laut den Ruf nach dem Bau einer anderen, einer neuen und die aktuellen Herausforderungen ansprechenden ökologischen Theologie erklingen. Nicht nur die Theologie, nein, auch die Liturgie und die Lieder und die Predigtpraxis, ja die ganze Frömmigkeitskultur ist für das ökologische Anliegen umzubauen. Nicht weniger fordert die Wuppertaler Tagung Kairos Wuppertal in ihrem Aufruf „Kairos für die Schöpfung“ – einem Kongress aus dem Jahr 2019, der von der EKD und dem Who is Who der kirchlichen NGOs unterstützt wurde. Nicht nur eine gegenüber Problemen der Ökologie sensible Schöpfungstheologie, sondern der Umbau aller theologischen Themen zugunsten der ökologischen Probleme wird in der Forderung nach einer grünen beziehungsweise ökologischen Reformation deklaratorisch gebündelt. Dazu gilt es, so die vielfach wiederholte Forderung, den Gottesgedanken aktiv umzubauen und an die aktuellen Anforderungen anzupassen.

Dieser Typ der Theologie und Spiritualität, in dem der – in diesem Fall ökologische – Kontext Aufgabe und Programm wird, wirft eine Frage auf: Warum sollte diese Theologie von einigermaßen hellsichtigen Zeitgenossen nicht als leicht durchschaubare Ideologie wahrgenommen werden? Ist dann die Theologie, um den Metaphernraum des Tennisspiels zu verwenden, nicht einfach der nützliche Schläger, mit dem der Ball im politischen Tennis auf das Feld des Gegners geschlagen wird? Wenn es darum geht, den Gottesgedanken, die Christologie oder auch die Pneumatologie dem ökologischen Anliegen entsprechend zu modellieren, läuft dies nicht auf eine Banalisierung der Gotteserkenntnis hinaus, in der Gott zum Schläger im politischen Spiel wird? Reiht sich dieser Typ der politischen Theologie nicht in eine unrühmliche Ahnengalerie ein?

Keine konstruktive Theologie kann dem Faktum entfliehen, nur menschliche Rede von Gott zu sein. Dies ist unstrittig. Und doch scheint der Weg in die gezielt kontextspezifische politische Funktionalisierung auf eine fatale Alternative hinauszulaufen: Entweder wird die Theologie eine Selbstbestärkungspoesie der Aktivisten dieses ökologischen Kontextes, oder sie wird zu einer ‚gebastelten‘ Ideologie, mit der die ‚wissenden‘ Aktivisten die ‚unwissende‘ Menge motivieren und, weil sie selbst darin nur ein politisches Instrument sehen, letztlich die Menge für den guten und richtigen Zweck spirituell betrügen.

Wenn Theologie als unausweichlich menschliche Unternehmung von Gott sprechen möchte, dann muss sie die Konstruktivität und Partikularität ihrer Erkenntnis als Problem und Wunde ideologiekritisch offen halten. Sie muss dann der Versuchung einer Funktionalisierung widerstehen – weil Theologie mit nicht weniger als Gotteserkenntnis ringt. In den ökotheologischen Debatten um eine umweltgerechte Neugestaltung der Spiritualität, der Theologie und der liturgischen Bestände, steht darum auf elementare Weise der Status der Theologie zur Debatte. Ab welchem Grad der Aktualität, Kontextualität und politischen Funktionalität entlarvt sich die Theologie vor aller Augen als reines Empowerment der Aktivisten, als politische Waffe oder als reine Empörungsgeste derer, die mit der Welt unzufrieden sind? Wie ist dies zu vermeiden? Es ist erstaunlich, dass man schon des Barthanismus bezichtigt werden kann, wenn man die Theologie auf Gott zu beziehen wagt. Ohne Zweifel, hier muss theologisch um den Charakter von Theologie gestritten werden.

2. Baustelle: Ausnahmezustand. Was ist zu opfern?

Von „Fridays for Future“ über „Extinction Rebellion” bis zu “Letzte Generation“ – die Ökobewegung radikalisiert sich. Diese Selbstradikalisierung der ökologischen Bewegung führt nicht nur im inneren Kreis der Aktivisten, sondern auch im Raum der Kirche zu einer einfachen Frage: Welche Mittel dürfen und sollen im Kampf für das Abbremsen des Klimawandels angewandt werden? Wer der Auffassung ist, dass die Gerichte versagen, die Demokratie zu langsam ist und die zivilgesellschaftliche Öffentlichkeit zu träge ist, der reklamiert für sich das Recht, rettenden Widerstand zu leisten – und dies auch außerhalb des geltenden Rechts. Ob dies nur ziviler Widerstand ist, ob Gewaltausübung sein darf, ob Nötigung okay ist – , dies wird innerhalb der Kirche nicht offen genug diskutiert. Die kirchliche Salonfähigkeit der „Fridays for Future“-Bewegung, der „Extinction Rebellions“ und erwartbarer weise auch bald der „Last Generation“-Bewegung im links-ökologischen Protestantismus weckt Erinnerungen an die so verwickelte wie enge Verbindung der frühen RAF und dem Protestantismus. Sollte ein ökologischer Terrorismus wachsen, so würde er ohne Zweifel auch durch die kirchliche Strategie der moralischen Dramatisierung befördert worden sein.

Die vermeintlich unbedingte Dringlichkeit zwingt faktisch zu der Frage, was im ökologisch-politischen und theologisch-moralischen Ausnahmezustand dem unbedingt zu erreichenden Ziel geopfert werden muss. Welche Freiheiten sind einzuschränken? Ist die repräsentative Demokratie zu langsam für die große Transformation? Ist in Fragen der Ökologie alle freie Verantwortlichkeit durch Recht zu ersetzen? Welche medial sichtbaren Menschen stehen im Weg und stören die zielgerichtete Transformation des öffentlichen Bewusstseins? Welche Mittel heiligen diese Zwecke? Wieviel Antisemitismus darf den Protesten gegen den fossilen Kapitalismus beigemischt werden? Welche sogenannten politischen Flyover-States sind der ökologischen Transformation zu opfern? Wieviel des Sozialstaates und wieviel der medizinischen Versorgung sollen für die große Transformation aufgegeben werden? Sollte eine grüne RAF unter der Hand gestützt werden?

Das Trommeln zugunsten des moralischen oder gar politischen und rechtlichen Ausnahmezustandes („Die Zeit läuft aus!“ „Es ist schon fünf nach zwölf!“) außerhalb wie innerhalb der Kirche, halte ich angesichts der erwartbaren sozialen, politisch-psychologischen und nicht zuletzt theologischen ‚Kosten‘ für unverantwortlich. Aber dies kann und muss diskutiert werden. Die gegenwärtig wahrnehmbaren Signale weisen in eine problematische Richtung. Es könnte rasch geschehen, dass der offizielle deutsche Protestantismus mit seiner ökologischen „Gott mit uns“-Haltung sich von Freiheitsrechten und Demokratie verabschiedet und sich von zerstörerischen Fluten mitreisen lässt – auch wenn die Fluten diesmal eine politisch andere Farbe als in der Vergangenheit haben.

Der religiös-moralische Flirt mit dem Ausnahmezustand ist zurückzufahren zugunsten einer entdramatisierenden Nachdenklichkeit, die nichts mit Quietismus zu tun hat. Es geht um eine ökologiesensible Politik, die neben einem geopolitischen Realismus auch Abwägungen in Politiken des Verzichts, der Innovation und der Anpassung kennt. Aber hier steht Streit im Haus an.

3. Baustelle: Eingriffe in die Schöpfung. Wie tief?

Der ökumenische Prozess „Justice, Peace, and Integrity of Creation”, im Deutschen „Friede, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung“, akzentuiert scharf das Moment einer auf Bewahrung abzielenden Nicht-Intervention. Eine vorhandene Integrität soll geachtet und respektiert werden. Die Erde beziehungsweise die naturale Seite der Schöpfung soll nicht unangemessen berührt werden. So wird vielfach in dieser ökumenischen Bewegung das Motiv des Respekts und der Achtung aufgerufen, ein Motiv, das in der Imagination bis hin zur Verehrung oder der Unterwerfung unter eine zu verehrende Macht intensivierbar und ausdehnbar ist. Der Weg zur Muttergottheit ist kurz.

Motivgeschichtlich wird dabei weithin die „gute“ Schöpfung der sogenannten ersten Schöpfungserzählung mit dem Gartenmotiv der zweiten ‚gekreuzt‘. Die vorgegebene Integrität wird in gegenwärtigen Diskursen auch noch dort unterstellt, wo von einer „Heilung der Erde“ geraunt, also von einer Rückführung in einen Zustand des Heilseins und der Gesundheit gesprochen wird.

Nun sollte es allerdings eine offensichtliche Tatsache sein, dass der Mensch im Unterschied zum Tier von Anbeginn tief in naturale Zusammenhänge durch seinen Werkzeuggebrauch, durch die Beherrschung des Feuers, durch Viehzucht, Bewässerung von Feldern, durch Zugriffe auf Bodenschätze wie Kohle und Erz und nicht zuletzt durch Gestaltung seines eigenen Körpers in die Natur interveniert. Jenseits naiver Vorstellungen von der Bewahrung einer stets gegebenen Integrität ist daher die offen und ehrlich zu diskutierende Frage, welche Eingriffstiefe in naturale Prozesse und Dynamiken gewählt werden soll. Bei allen lauten Rufen nach Bewahrung ist zu debattieren, welche Eingriffe als notwendig, welche als akzeptabel und welche als unangemessen oder gar selbstzerstörerisch erachtet werden. Ist es die Rückholbarkeit der Veränderung? Ist es die Regenerierbarkeit der Systeme? Was wären die Kriterien in Abwägungskonflikten?

Dürfen Flussläufe für Wasserkraftwerke verändert werden? Sollten Protestanten zur katholischen Sexualmoral zurückkehren, weil Verhütungsmittel Eingriffe in die Integrität von biologischen Prozessen darstellen? Dabei hat doch Margot Käßmann 2010 im Münchner Liebfrauendom auf dem ökumenischen Kirchentag die Pille als Geschenk Gottes bezeichnet! Wer in keine Flussläufe intervenieren will, sollte auch keine Verhütungsmittel anwenden. Oder? Stellen moderne Neuroleptika inakzeptable Eingriffe in die Integrität der Schöpfung dar? Sollten diejenigen, die sich entschlossen für die Integrität der Schöpfung engagieren, nicht Gegner von mRNA-Impfstoffen sein – kommen die doch aus Gentechniklaboren? Ist auch Kunstdünger zu vermeiden? Wenn es keine Schädlinge, sondern nur Nützlinge gibt, darf dann überhaupt gegen Gefährder der Ernte vorgegangen werden? Warum gegen Malaria kämpfen, wenn sich hier eine Integrität der Schöpfung eingespielt hat? Warum gegen Krebs forschen? Ist nicht auch jedes Bakterium Teil der Integrität der Schöpfung, jedes Virus Teil des großen Ganzen, jeder Kaiserschnitt eine Manipulation der Natur?

All dies sind nur einige wenige Fragen, bei denen die kirchliche Ökobewegung, so mein Eindruck, weithin zwischen falscher Romantik und bequemer Vermeidung schwankt und so vor den unübersehbaren Zielkonflikten gerne die Augen verschließt. Die tiefe Technikskepsis weiter Teile des deutschen Protestantismus muss zukunftsorientiert debattiert werden. Mit einer von einem hohen technischen, medizinischen und wirtschaftlichen Niveau herkommenden und ins Prinzipielle gesteigerten Ethik des Verzichts würde sich die Kirche vorschnell selbst aus der Debatte nehmen. In dieser Situation gilt es auch, eine Doppelmoral zu vermeiden, die eine Technikskepsis pflegt und zugleich medizinischen ‚Hightech‘ im Notfall doch in Anspruch nimmt. Hier gilt es theologisch eine Ehrlichkeit zu suchen. Und: Ich denke, wir müssen uns in einem ersten Schritt von falsch idealisierenden Vorstellungen der Integrität und des Bewahrens lösen und dann über eine umsichtige und pragmatische Eingriffstiefe der Herrschaft und des Bebauens, um diese zwei Motive anklingen zu lassen, debattieren.

4. Baustelle: Andersdenkende. Wast tun wir mit ihnen?

Wird die Abwendung des Klimawandels zu dem entscheidenden theo-politischen und zugleich spirituellen Anliegen erklärt, so steht in den Volkskirchen die Frage im Raum: Was tun mit den moralisch Andersdenkenden? „Kairos für die Schöpfung“ schlägt hier einen Ton an, in dem es keinen Raum für alternative Theologien gibt. „Totalitär“ ist, wer nicht einstimmt. Die anderen vertreten ein „Pseudo-Evangelium“. Es ist nicht ohne eine innere Logik, dass angesichts der erklärten Dringlichkeit des ökologischen Anliegens Debatten beendigt werden müssen und stattdessen ein entschlossenes Handeln auf allen Ebenen der Kirche erforderlich erscheint. Nicht erst derjenige, der, wie Jonathan Franzen, den Klimawandel primär managen möchte, sondern schon derjenige, der aufgrund von anderen Güterabwägungen die absolute Priorisierung des Anliegens in Frage stellt, verfällt, theologisch gesprochen, der moralischen Häresie und verdient folglich den moralischen Bann. Was tun mit den Christen in den Evangelischen Kirchen, die die große Transformation für einen Irrweg halten, den Ausstieg aus der Kernenergie für einen Fehler erachten und in der pauschalen Ächtung des Kapitalismus im Rahmen von transsektional-ökologischer Gerechtigkeitssuche eine Torheit sehen? Das Problem ist doch, dass es diese Menschen – zumindest in der Gestalt der Volkskirche – noch wirklich gibt. Sie machen sich nicht lautstark bemerkbar, aber sie gibt es noch.

Wie also sollen die Kirchen mit den in vielfältigen Abstufungen und Intensitäten existierenden ökomoralischen Dissidenten umgehen? Wie mit den evangelischen SUV-Fahrern und wie mit den mehr oder weniger freiwilligen Anhängern von Ölheizungen? Solange sie keine Stimme erheben und Kirchensteuer bezahlen, werden die theo-politischen Zweifler wahrscheinlich toleriert. Aber die Frage muss doch sein: Warum sollten sie nicht aus der Kirche ausgeschlossen werden? Sollte die Kirche nicht froh darüber sein, wenn die tendenziell ökologisch Amoralischen die Kirche verlassen und eine kleinere, aber moralisch reinere Bekenntniskirche entsteht? Stehen die Skeptiker eines ökospirituellen Umbaus der Kirche und einer radikalen Fokussierung auf die Klimathematik nicht einfach im Weg? Steht nicht doch so etwas wie eine ökologische Kirchenzucht an? Findet sie in der subtilen Form der Governance und in anderen Formen der ‚soft power‘ vollzogen nicht schon statt?

Anders formuliert, ist die zentrale Frage: Wie viel Pluralismus darf auf dem Feld der Ökologie der Protestantismus als Religion ohne Lehramt und als Volkskirche öffentlich (!) darstellen? Oder ist genau dies die Weiche, die zugunsten einer ökologisch gerechten Minderheiten- und Bekenntniskirche umgelegt werden muss? Dies ist eine offene Baustelle. Hier muss gestritten werden.

Die Fortsetzung von „Unsere 13 Baustellen“ von Günter Thomas folgt übermorgen, am Mittwoch, 24. August auf www.zeitzeichen.net unter Aktuelles.

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