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Handbuch zur Seelsorge

Das Handbuch vermittelt einen umfassenden Einblick in Personzentrierte Seelsorge und Beratung. Es will nicht bloß ein Resümee des Geleisteten bieten, sondern auch nach Aktualität, Anschlussfähigkeit und Gesprächsfähigkeit des Personzentrierten Ansatzes (PzA) fragen. Die Beiträgerinnen und Beiträger sind nicht bloß Theoretiker, sondern darüber hinaus in unterschiedlichen Beratungsfeldern tätig. Das Handbuch stellt eine Brücke zwischen Theorie und Praxis dar. Indem auch Beiträger von außerhalb der evangelischen Theologie gewonnen wurden, wird das Handbuch zu einem ökumenischen Projekt. Der PzA ist kein bloß innerevangelisches Phänomen!

Das Handbuch umfasst fünf Teile und enthält ein Stichwort- und ein ausführliches Literaturverzeichnis. Im ersten Teil werden die anthropologischen Grundlagen des PzA rekonstruiert und im Gespräch mit theologischen, medizinischen und anderen therapeutischen Ansätzen diskutiert. Das optimistische Menschenbild von Carl R. Rogers, des Begründers des PzA, rief ja von Anfang an theologischen Widerspruch hervor. Im zweiten Teil werden die Institutionen vorgestellt, in denen die Personzentrierte Seelsorge und Beratung heute verankert ist: katholische und evangelische Kirche, Schule und Caritas und Diakonie.

Der dritte Teil zeigt, welchen Beitrag der PzA in herausfordernden Lebenslagen und bestimmten Feldern der Gesellschaft leisten kann. Im vierten Teil werden verschiedene, vom PzA geprägte Beratungsformate vorgestellt: kirchliche Personalberatung, Supervision in der Arbeitswelt, Organisationsentwicklung, Geistliche Begleitung. Im fünften Teil geht es schließlich um Aus- und Weiterbildungsmodelle, die vom PzA geprägt sind.

Der Siegeszug des PzA im Rahmen der Seelsorge im deutschen Protestantismus begann Ende der Sechziger- und Anfang der Siebzigerjahre mit der so genannten empirischen Wende. Damals ging die Vorherrschaft der von der dialektischen Theologie geprägten kerygmatischen Seelsorge zu Ende. Der PzA hatte hierbei einen wesentlichen Anteil. Allerdings erhob sich schon damals die Frage nach dem Proprium der kirchlichen Seelsorge gegenüber säkularen Formen von Seelsorge und Beratung, ohne dass dieses Problem hinreichend geklärt werden konnte.

Inzwischen hat sich der Pulverdampf der zum Teil erbitterten Auseinandersetzungen zwischen den Befürwortern und den Gegnern der humanwissenschaftlich orientierten Seelsorge verzogen. Dies erlaubt eine nüchterne Bestandsaufnahme dessen, was die Integration von psychologischen Erkenntnissen und therapeutischen Methoden wie der PzA der kirchlichen Seelsorge gebracht hat. In erster Linie einen Zugewinn an Mitteln und Möglichkeiten. Das belegt das Handbuch. Die methodische Ausbildung stellte einen notwendigen Fortschritt für die kirchliche Seelsorge dar. Es war auch höchste Zeit, dass die Person des Seelsorgers und der Seelsorgerin dabei in den Fokus rückte. Ebenso war es wichtig, dem Seelsorgesuchenden Mut zum Selbst zu machen, ihn zu ermutigen, seine Selbstheilungskräfte zu erkennen und freizusetzen. Die Entwicklung ist allerdings weitergegangen. Die humanwissenschaftlich orientierte Seelsorge wie der PzA muss angesichts der Integration der Spiritualität in viele säkulare Beratungsformen aufpassen, dass sie nicht von solchen Ansätzen gewissermaßen rechts überholt wird. Dazu kommt, dass in der kirchlichen Seelsorge durch die Rezeption von Formen der Geistlichen Begleitung ein dezidiert spirituell geprägter Ansatz mittlerweile eine große Anhängerschaft gewonnen hat.


 

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