Hochaktuell

Die Geschichte ist bekannt: Als erster Teil einer Trilogie, in der die Autorin ihre Erinnerungen verarbeitet hat, gehört Judith Kerrs Roman Als Hitler das rosa Kaninchen stahl seit fast fünfzig Jahren zum Kanon der Jugendliteratur in der Bundesrepublik. Zweimal wurde er verfilmt, zuletzt 2019 von Charlotte Link. Bereits 1978 gab es eine Hörfassung bei der Deutschen Grammophon. 2019 hat der Hörbuch Hamburg Verlag unter dem Label „Silberfisch“ seine Version zum Hören als Neuauflage vorgelegt. Altersgerecht und gefällig ist diese Aufnahme, die der Geschichte der neunjährigen Anna und ihrer Flucht vor den Nazis auf ihre eigene Weise neues Leben einhaucht.

Vorleserin ist die Schauspielerin Sascha Icks. „Eindringlich gelesen“ steht als Werbetext auf der CD-Hülle, und in der Tat gelingt es der 1967 geborenen erfahrenen Sprecherin mit ihrer jugendlichen weichen und warmen Stimme die nachwachsende Generation in die Geschichte hineinzunehmen. In eine Geschichte, die aus der Sicht heutiger Mädchen und Jungen weit zurück liegt, die aber dennoch hochaktuell ist.

Flucht – darum geht es in dem Buch von Judith Kerr, der im vergangenen Jahr in ihrer neuen Heimat London gestorbenen Tochter des Literaturkritikers und Schriftstellers Alfred Kerr. Wer es gelesen oder gehört hat, bekommt eine Ahnung davon, was das bedeutet: Verlust der Heimat, stetige Angst, Sprachschwierigkeiten, das Gefühl der Fremdheit und nicht zuletzt materielle Not. Insofern ist es verdienstvoll, dass es mit der Hörbuch-Neuauflage nun eine weitere Möglichkeit gibt, auch den jungen Menschen, die nur ungern zum Buch greifen, einen Zugang zu dem Thema zu eröffnen.