Ich bin Niemand!

Die Poesie der Emily Dickinson

Ich sprach nie mit Gott, das Himmelreich sah ich noch nie. Doch bin ich des Ortes gewiss, als gäbe es Garantie“, heißt es in einem Gedicht der aus einem calvinistisch geprägten Elternhaus stammenden Emily Dickinson. Stark naturverbunden, oft erstaunlich leidenschaftlich, lebte sie ihre Träume an einem winzigen Schreibtisch ihres Zimmers aus – abgeschieden von der Welt, denn sie verließ Amherst (Massachusetts) so gut wie nie. Erstaunlich modern und gar nicht weltfremd ist die Poesie der „Lady in White“, die nur weiße Kleidung trug. Posthum wurden ihre knapp 1 800 Gedichte veröffentlicht, dazu viele Briefe, die vom Alltagsleben handeln.

Der Regisseur Kai Grehn hat einige Briefpassagen und 77 Poems für dieses 67 Minuten dauernde Hörspiel ausgewählt und neu übersetzt, um sie mit der Klang- und Musikwelt der US-Band Coco Rosie zu verbinden. Schon die hochwertige Aufmachung sticht ins Auge, der Titel auf weißem Grund, das Format erinnern an ein Schreibheft. Klappt man es auf, finden sich eine alte Daguerreotypie der Lyrikerin und die ausgesuchten Gedichte im englischen Original und in der Übersetzung. Man darf sich auf ein Hörspiel freuen, das Worte und Töne verwebt, Musik und Natur vereint im Geräusch quakender Frösche, mit Eulenrufen, Windgeräuschen, Klingeln, mit Orgelmusik und am Klavier begleitetem Gesang. „Leben meine Verse?“, hatte Emily Dickinson einst einen Publizisten gefragt. Und mit diesem Hörspiel bleiben keine Zweifel daran, wie lebendig, wie zeitlos ihre Verse sind, die von der Schauspielerin Birgit Minichmayr gesprochen werden.

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